Home | Partner | Presse | Impressum | Privacy |DE|IT

Ethno-Botaniker Wolf-Dieter Storl über Heubäder

 

Kommentare

 

 

Heubadl in Südtirol –  Tradition & Geschichte


Bereits unsere Vorfahren wussten die wohltuende Wirkung des Heus zu schätzen. Im Heu konnten sie sich von den Strapazen des Alltags entspannen und erholen. Über Jahrhunderte wurde diese Erfahrung weitergegeben, kam als Heupackung oder Heusud zur Anwendung und bis heute hat sich daran kaum etwas verändert.

Im Jahre 1871 wird in einem balneologischen Buch des Aachener Arztes B. M. Lersch berichtet, dass auf Jochgrimm in Südtirol nicht nur die Heuer, sondern auch andere Landleute gerne Heubäder nahmen. Im Vordergrund stand nicht nur die Erfrischung, sondern auch die Linderung rheumatischer Beschwerden. Gerühmt wurde dabei die besonders gute Wirkung des Heus, das aus bestimmten Lagen in einer Höhe von 1700 Metern über dem Meeresspiegel kam.

Das Heubaden ging damals in recht urtümlicher Weise vor sich: Man grub sich in dem hoch aufgeschichteten Heu ein Loch, legte sich hinein, bedeckte sich auch am Oberkörper vollständig mit Heu und wartete das bald eintretende Schwitzen ab. Man blieb dann weiter im Heu, bis die, sich im wassergetränkten Heu entwickelnde Hitze, einen zum schnellen Aussteigen zwang. Das Heu wurde damals kaum gewechselt, erst auf Veranlassung des Südtiroler Arztes J. Clara wurde in dem neuen Badehaus, welches im Jahr 1922 gebaut wurde, das Heu alle 8 bis 10 Tage erneuert.

In der regionalen Ärztezeitung schrieb Clara, dass im allgemeinen 7, 9 oder 11 Heubäder verabreicht wurden. Überlieferungen folgend, musste es stets eine ungerade Zahl sein. Die Heubäder wurden täglich durchgeführt, nach drei Tagen wurde jeweils ein badefreier Tag eingelegt.